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Eine Einladung als Zeichen des Respekts

Weihnachtliche Feier mit Flüchtlingen und Einheimischen

Weihnachten, das Fest der Liebe, steht vor der Tür. Kurz vor den Festtagen laden die beiden Landeskirchen die Bewohner des Empfangs- und Verfahrenszentrums (EVZ) in Altstätten sowie die Bevölkerung zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier ein. Weihnachten feiern mit Flüchtlingen: Pfarrerin Bettina Wiesendanger stellt den Anlass vor.

 

Wer ist alles zur offenen Weihnachtsfeier eingeladen?

Bettina Wiesendanger: Alle Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt

Altstätten. Wir reservieren jedoch immer zwischen fünfzig und hundert Plätze

für die Gesuchstellenden des Empfangszentrums. So ist die Platzzahl beschränkt.

 

Gibt es Interesse aus der Bevölkerung?

Ja! Gemäss Urs Noser, dem Diakon der ref. Kirchgemeinde

Altstätten kommen an diesen Anlass auch viele Personen, die nicht aus den

sogenannten reformierten oder katholischen Kerngemeinden stammen.

 

Warum ist der Anlass wichtig für die Flüchtlinge?

Weltweit gibt es in vielen Ländern die Tradition, Gäste aus

anderen Ländern zu eigenen Festen einzuladen; in ärmeren Ländern werden wir als reiche Touristen zu religiösen Festen empfangen. Eine Einladung zu Weihnachten hier bei uns ist in diesem Sinn ein Zeichen von gegenseitigem Respekt.

 

Asylbewerber gehören häufig einer anderen Religion an. Ist es nicht schwierig, miteinander Weihnachten zu feiern?

Nein, gemäss den Erfahrungen der letzten Jahre nicht. Weihnachten ist „unser“ christliches Fest, aber Jesus gibt es z.B. auch bei den Muslimen. Und das Motiv des kleinen Babys auf der Flucht hat an diesem einen Abend schon universelle Anklänge…

 

Wie verständigen sich Einheimische und Bewohner des EVZ an dem Anlass?

In Englisch, Französisch und Deutsch. Unter den Gesuchstellenden gibt es immer Einzelne, die übersetzen können.

 

Was für ein Programm wird es geben?

Am wichtigsten sind Musik und Essen. Die Lenzin Brothers begleiten

den Anlass musikalisch. Wir singen zwei Weihnachtslieder. Wir hören die

Weihnachtsgeschichte mit den Hirten, die jeweils mein katholischer Kollege und ich in verschiedenen Sprachen vorlesen. Auch dieses Jahr wird ein Lektor die Geburtsgeschichte des koranischen Jesu vortragen. Wir bedanken uns beim Diakonieteam, das für uns kocht. Und letztes Jahr gab es auf spontane Anregung der Gesuchstellenden auch ein offenes Mikrofon für kurze Beiträge der Gäste. Den Weg zum Kirchgemeinde haus und zurück gehen wir mit bis zu neunzig Personen zu Fuss.

 

Was ist die grösste Herausforderung bei einem solchen Anlass?

Die Berechnung der Gästezahl. Bleibt der Saal leer wegen irgendeiner negativen Tagesaktualität? Oder kommen plötzlich so viele Menschen,

dass es zu wenig Platz und zu wenig Essen gibt?

 

Welche Begegnung mit Flüchtlingen bleibt Ihnen persönlich in Erinnerung?

Letztes Jahr beeindruckte mich der ungebrochene Wille von manchen Eltern, ihre Kinder schön, festlich zu kleiden auch unter erschwerten Bedingungen. Ein weisses Kleidchen, das an so einem Abend plötzlich auftaucht berührt

mich sehr.

 

Die Weihnachtsfeier wird am Fr., 23. Dezember, um 18 Uhr im evang. KGH Altstätten sein. Aus organisatorischen Gründen ist eine vorherige Anmeldung unter Tel. 071 757 83 82 erforderlich.